Oftmals tritt gestalterischer Überfluss in Form von überfüllten Plakaten im öffentlichen Raum auf. Das heißt, dass die drei Gestaltungsvariablen »Grafische Grundform als Bildelement«, »Typografie als Informationsträger« und »Farbe als Ausdrucksmittel« in unterschiedlichen Ausführungen unkoordiniert miteinander kombiniert werden mit der eigentlichen Absicht, die Aussage des gestalteten Mediums zu verstärken und/oder die Ästhetik zu optimieren. Leider wird häufig außer Acht gelassen, dass dabei ungewollte Effekte wie nicht oder falsch priorisierte Informations-Hierarchien, eingeschränkte Lesbarkeit und schlichtweg ein unästhetisches Erscheinungsbild entstehen können. Besonders Laien treffen oftmals die Annahme, dass die Qualität eines Plakats oder einer Gestaltung im Allgemeinen mit ansteigender Menge an gestalterischer Varianz steigt.
Dies ist jedoch meist nicht der Fall. Der Beruf eines Designers besteht so teilweise darin, überflüssige Gestaltungselemente zu entfernen und sich auf das Wesentliche zu fokussieren, um die kommunikative Qualität eines gestalteten Mediums zu verbessern.
Das Kombinatorik-Modell zu formalen Darstellungs- und Anwendungsmöglichkeiten von grafischen Elementen im Gestaltungskontext mitsamt seiner typografischen Erweiterung bezieht sich auf die Variablen »Grafische Grundform als Bildelement« und »Typografie als Informationsträger«. Es ermöglicht, mit nur einem grafischen Element durch strukturiertes Vorgehen etliche Gestaltungs-Kombinationen von Darstellungsweise und Anwendungsweg zu kreieren, dabei ein einheitliches Gestaltungsbild beizubehalten, aber sich nicht zu wiederholen. Die Erweiterung soll typografische Zusammenhänge verdeutlichen und kann bei der Gestaltung von informativer Typografie angewendet werden, um gestalterischem Überfluss auch hier vorzubeugen. Durch bewusste Einschränkung kann gestalterisches Potenzial so ausgeschöpft und die Qualität der Gestaltung maximiert werden.
In meiner Bachelorthesis wendete ich mein Kombinatorik-Modell auf eine Plakatserie zu gesellschaftlichem Überfluss an, thematisch unterteilt in die drei Serien »Plastikflut«, »Fast Fashion« und »Lebensmittelverschwendung«. Als gestalterisches Element wurde hierzu die Form des Kreises gewählt, um die Spannbreite der durch Kombinationen gewonnenen Gestaltungsmöglichkeiten noch deutlicher aufzuzeigen und zu erklären.
Julia Mann, geboren am 27. September 1996, wird im August 2020 ihr Bachelorstudium im Fachbereich Kommunikationsdesign an der HTWG Konstanz abschließen. Ihr spezielles Interesse gilt den Bereichen Editorial Design, Information Design und Typografie. Sieben Monate ihres Studiums verbrachte sie in der Branding-Agentur »Scholtysik & Partner« mit Sitz in Zürich. Dort arbeitete sie unter anderem für Kunden wie die Basler Kantonalbank und die Bank Cler. Ihre Leidenschaft für die Musik und den Tanz begleitete sie durch ihr gesamtes Studium.